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   Colin

         Arthur

Liebe Freunde, Bekannte, Verwandte, Sozialarbeitende, Führungskräfte, ehemalige Mitarbeitende ...

Aktualisiert: 20. Sept. 2022


Diesen Frühling 2019 schliesse ich meinen Master in Coaching, Supervision und Organisationsentwicklung am IAP an der ZHAW ab. Nun habe ich noch eine letzte Herausforderung, die ich meistern möchte. Diese beschreibe ich im folgenden Text und hoffe, dass Sie¹ die Geduld aufbringen, dieses Mail zu Ende zu lesen.


Ich falle gleich mit der „Tür ins Haus“:

Für den Abschluss meines Masters an der ZAHW bin ich auf der Suche nach einer Organisationsberatung. Dabei müsste ich berücksichtigen, dass die Organisation, die ich beraten könnte, mindestens drei Hierarchiestufen aufweist. Es könnte u. a. eine Befragung von Kunden sein, damit eine Organisation eine Rückmeldung zu ihrem Kernprozess erhält.

Dabei kann ich eine Diagnose durchführen mit Interviews, die ich mittels narrativer oder strukturellen Fragen erarbeite.

Zudem ist mir zur Prüfung einer Organisation immer wieder die systemische Schleife nach Königswieser und Hillebrand² wichtig. Eine Methode, um mit Hypothesen zu arbeiten und ein möglichst umfangreiches Bild der Ausgangslage des Kunden zu erhalten.

Dazu gehört für mich der Aufbau einer Beratungsarchitektur, einer Struktur, die mit dem dazugehörigen Design und Werkzeugen, meist die Zukunftsfähigkeit oder die Berechtigung einer Organisation stärken soll. Der Aufbau der Architektur wird mit einer Steuergruppe geplant, begleitet und der Prozess gemeinsam geprüft. Meine langjährige Erfahrung zeigt mir, soziale Intuitionen erfinden sich immer wieder von Neuem und passen sich der Veränderung in der Umwelt an.

Im nächsten Abschnitt weise ich Sie auf zwei Tiere hin, denen ich für meine Entwicklung als Berater eine hohe Bedeutung zuschreibe:


Wie ich Ihren Zielen gegenübertrete:

Einerseits ist dies der Eisvogel, oder der in der englischen Sprache viel schöner klingende „King Fisher“:

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Eisvogel baut Höhlen in den Sand von Flussufern usw.


Die Lebensweise des Eisvogels kann mit einem humanpsychologischen Ansatz verglichen werden. Dabei geht es um die Möglichkeit, mit dem Gegenüber so in die Tiefe zu gehen und zu prüfen, wie seine Aufgabe im Arbeitskontext besser oder, mein bevorzugter Ausdruck, „gelingend“³ bewältigt werden kann. Alles Wissen über diese Grundlagen kann ich hier nicht darstellen, eines der wichtigsten Erfahrungen in der Ausbildung am IAP ist das Imaginieren, das Erarbeiten von Bildern, die prägen oder hängen bleiben und mit Resonanzbildern und/oder Initialbildern⁴ bearbeitet werden können.

Das zweite Tier, das ich beim Ausarbeiten meiner Rahmentheorie beigezogen habe, ist der Albatros:

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Albatros, das Tier das mit viel Übersicht durch die Meere zieht.


Ein wesentliches methodisches Element, neben vielen anderen Aspekten, ist das Begleiten des Kunden oder einer Organisation mit dem Blick aus der Metaperspektive oder -ebene. Dabei den Methodenkoffer zur Hand zu haben und mit der zeitlich richtigen Intervention auf die Ausgangslage zu reagieren. Dabei sind mir die Elemente von Edgar Schein⁵ sehr zentral. Das Begleiten eines Prozesses mit dem Kunden oder einer Organisation. Hier kommen bestimmte Haltungen zum Tragen, wie z.B. das Regeln von Nähe und Distanz zum Kunden. So dass die Professionalität in der Arbeit mit dem Kundensystem zum Tragen kommt.

Damit die Vorgehensweise von humanpsychologischer und metaperspektivischer Sichtweise vereinbar wird, ist für mich als Berater der Interaktionismus, also das Feld der Wechselwirkung zwischen den Individuen von Bedeutung. Damit soll einerseits das Bedürfnis und die Ausgangslage des Einzelnen berücksichtig werden, anderseits jedoch auch der Kontext, in dem ein Individuum oder eine Organisation steht.

Grenzen entstehen bei mir als Berater dann, wenn ich meine Arbeitsweise, mein Vorgehen in der oben beschriebenen Tätigkeit nicht reflektieren kann. Der Austausch mit anderen erfahrenen Beratern und die gemeinsame Reflexion sind mir sehr wichtig. Daneben ist offenkundig:


Die Bedeutung Ihres Umfeldes für mich als Berater:

Sie mit Ihrem Kontext mit einzubeziehen, setzt voraus, meine Verschwiegenheit und falls nötig, die Transparenz in der Arbeit mit dem Umfeld zu berücksichtigen. Daher ist zu Beginn der Beratung mit dem Kontrakting die Vorgehensweise gut zu prüfen und die gemeinsame Arbeit zu planen. Nun komme ich zum Instrument, das ich als Person für Sie bin, wenn es zu einer Zusammenarbeit kommt:


Welche Mittel oder Methoden ich anwende in der Arbeit mit meinen Kunden:

Wer ich bin? Ein 55-jähriger Mann, der eine grosse Palette an Erfahrung und Wissen aus seiner bisherigen Arbeit mitbringt. Damit Sie meinen Werdegang nachlesen können, habe ich ein Schreiben mit meinen Erfahrungen im Anhang beigelegt.

Erfahrungswerte aus den Lernsupervisionen am IAP, die ich in meine Arbeit mitbringe sind u.a. die Balintsupervision, Arbeit mit dem Bilden von Hypothesen, systemisches Arbeiten, ressourcen- oder lösungsorientiertes, gestalttherapeutisches Arbeiten. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass es sich bei diesem Mail um ein Konzept⁶ handelt, das auf den Kopf gestellt wurde. Deshalb zum Schluss:


Meine Ausgangslage im Januar 2019:

Bei mir steht der Aufbau einer eigenen Beratungsfirma an. Das Loslassen von alten Konventionen, wie die traditionelle Arbeit in einer Institution und der Führung von Mitarbeitenden, hin zu einer neuen Herausforderung. Mein USP⁷ ist meine langjährige Arbeit in den sozialpädagogischen Arbeitsfeldern. Wie die meisten von euch wissen, habe ich viel Erfahrungswissen in der Arbeit mit Familien, ihren Eigenschaften und meist sehr herausfordernden Lebenswelten erlangt.

In der Arbeit als Q-Leiter und Auditor habe ich über die letzten sechs Jahre einiges gelernt. Dabei ging es immer wieder darum, die Anforderungen, die an Mitarbeitende gestellt werden, in ihrer Rolle, Position und ihren Fähigkeiten abzugleichen. Durch diese Intervention wurde die Anschlussfähigkeit der Mitarbeitenden im Betrieb gewährleistet. Auch mussten Anpassungen oder Korrekturen in der Organisation vorgenommen werden.

Die Mitarbeitenden der Organisation habe ich teilweise in schwierigen Interaktionen mit den Klienten durch Videoaufnahmen begleitet. Ziel war es dabei, die Mitarbeitenden und ihre Klienten in ihren Ressourcen zu stärken und sie durch die Auswertung der Bilder gut in ihrem beruflichen Alltag zu stützen. Das Beobachten und in Zusammenarbeit mit dem Mitarbeitenden nach neuen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, ist eine der Stärken, die ich aus der sozialpädagogischen Arbeit, mit jahrelangem Coaching, mitbringe. Aus meiner Ausganslage zu Ihrer Situation:

Wie ich Ihrer Ausgangslage gegenübertrete:

Mit der Weiterbildung habe ich meine Wahrnehmung durch theoretische Grundlagen vom Kunden und meinen eigenen Fähigkeiten geschärft. Mir ist es wichtig, das Gegenüber in seinem Kontext gut wahrzunehmen und zu verstehen, was von mir als Berater erwartet wird. Zu erfahren, was Ihr Anliegen ist, um eine gute Arbeit zu leisten und als Realitätenkellner⁸ nach Lösungen oder Alternativen zu suchen. Sich Zeit zu nehmen an den Zielsetzungen zu arbeiten, dabei den Fokus auf neue Möglichkeiten und Perspektiven auszurichten. Meine Begründung, weshalb ich wertvolle Minuten ihrer Arbeit für mich in Anspruch nehme:

Meine Bitte und Zielsetzung mit diesem Mail:

Mir ging es darum, Anregungen zu schaffen und Sie aufzufordern, kritisch zu prüfen, ob Sie ein Anliegen haben und eine Beratung oder Supervision gebrauchen könnten. Sei dies um zu prüfen, was Ihre Organisation oder Firma, was ein Team oder eine Gruppe bräuchte, oder was Sie als eigenständige Person im beruflichen Kontext verändern möchten. Und gleich sind Sie mit dem Lesen des Mails am Ende, ausser Sie lesen ebenfalls das kleingedruckte unten im Mail:

Dank!

Besten Dank, dass ich Sie für einen kurzen Moment in meine Lebenswelt mitnehmen durfte und grüsse Sie freundlich

C. Arthur

1 Zwecks besserer Lesbarkeit werde ich im Mail nur die Sie-Form wählen, damit sind auch die Personen gemeint, die ich mit Du anspreche.

2 Königswieser/Hillebrand: Einführung in die systemische Organisationsberatung, Carl Auer, Achte Auflage, 2015

3 gelingend: Diese Begrifflichkeit setzt sich aus den theoriegeleiteten Themen, wie Pacing, Priming und Utilisieren zusammen. Dabei geht es um die Wertschätzung des Gegenübers, dem Perspektivenwechsel zur Promblemtrance (Annahme des Mailschreibers) Nachzulesen bei Guther Schmidt, Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung, Carl Auer, siebte Auflage, 2016

4Resonanz und Initialbilder: Gisela Schmeer, Die Resonazbildmethode - Visuelles Lernen in der Gruppe, Selbsterfahrung - Team - Organisation, Klett-Cotta Stuttgart 2006 (Berücksichtigt auch die Schulungstage durch Volker Kiel, IAP 2018)

5 Edgar Schein: Prozessberatung für die Organisation der Zukunft, EHP 2010 oder Huble Consulting - die Kunst des Vorurteilslosen Beratens, Carl Auer, 2017

6 A/Z/M/U, sprich Ausganslage, Zielsetzung, Mittel oder Instrument und das Umfeld (Konzeptuelle Darstellung aus meiner Zeit aus der Schule für Soziale Arbeit, BSA 9, 90 bis 93 (BSA, heisst berufsbegleitende Ausbildung))

7 USP: Als Alleinstellungsmerkmal (englisch unique selling proposition oder unique selling point, USP) wird im Marketing und in der Verkaufspsychologie das herausragende Leistungsmerkmal bezeichnet, durch das sich ein Angebot deutlich vom Wettbewerb abhebt. Synonym ist veritabler Kundenvorteil. Das Alleinstellungsmerkmal sollte „verteidigungsfähig“, zielgruppenorientiert und wirtschaftlich sein sowie in Preis, Zeit und Qualität erreicht werden. Der Begriff gehört zum Grundvokabular des Marketings. Ein Alleinstellungsmerkmal, d. h. ein einzigartiges Nutzenversprechen, soll mit dem Produkt verbunden werden (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/ Alleinstellungsmerkmal, 2.1.19)

8 Der Realitätenkellner, Hypnosystemische Konzepte in Beratung, Coaching und Supervision erscheint die Metapher des »Realitätenkellners« für diese Gestaltung der Beraterrolle als besonders passend. Deshalb habe ich vor vielen Jahren diesen Begriff erfunden und in vielen Weiterbildungen und Vorträgen als Metapher vorgeschlagen. »Realitätenkellner« deshalb, weil ich ja, wenn ich so vorgehe, quasi vielfältige Menüvorschläge aus diversen Realitäten anbiete, wie ein Kellner, der von einem Gast beauftragt wird, ihm Speisen zu empfehlen. Dabei würde sich ein guter Kellner ja auch nicht weigern, dies zu tun, schon gar nicht mit der Begründung, er könne ja sonst vielleicht den Gast stören oder manipulieren. Der Kellner würde aber auch nicht den Gast nötigen wollen, etwas vom Empfohlenen nun auch zu essen, sondern würde höflich und respektvoll die Entscheidung des Gastes würdigen. Wenn gute Kellner das können (und ich kenne viele solche), sollten wir als Berater uns nicht minder kompetent darin zeigen und so dann auch unseren »Gäste« als wertschätzbare Autoritäten in einer interessanten Kooperationspartnerschaft begegnen. Nachzulesen unter „Der Realitätenkellner“, nach Werner A. Leeb/Bernhard Trendle/Martin F. Weckenmann (Hrsg.), zweite Auflage, Carl Auer, 2017




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